- Agrarstrukturpolitik
- l. Begriff: Maßnahmen, die auf die sektorale und räumliche Verteilung von Produktionsfaktoren abzielen. Entsprechend unterscheidet man sektorale und regionale A.. Sektorale A. beeinflusst direkt die Agrar- und Betriebsstruktur und soll i.d.R. zu einer Verbesserung der Produktionsgrundlagen und zu einer Erhöhung der Einkommenskapazitäten landwirtschaftlicher Betriebe führen. Regionale A. beeinflusst die regionale Wirtschaftsstruktur und soll zu einem erhöhten Wirtschaftspotenzial ländlicher Regionen führen. Die A. gehört neben der ⇡ Agrarpreispolitik zu den grundlegenden Instrumenten der ⇡ Agrarpolitik.- 2. Formen: Zu den „klassischen“ Instrumenten der sektoralen A. im überbetrieblichen Bereich zählen die Flurbereinigung, wasserwirtschaftliche Maßnahmen, Forschung, Beratung und Ausbildung sowie die Förderung der Vermarktung und der Beschaffung im Agrarbereich. Im betrieblichen Bereich gehören Investitionsbeihilfen, aber auch die Förderung der Betriebsaufgabe zur sektoralen A. Zur regionalen A. gehören Infrastrukturmaßnahmen, ländliche Entwicklungsprogramme, Dorferneuerung, Förderung des Agrartourismus. In Deutschland gestalten v.a. Bund und Länder die A. im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Förderung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“. Zunehmend wird A. auch auf der Ebene der EU gestaltet und über die Strukturfonds (sog. Zweite Säule; ⇡ Strukturpolitik der Europäischen Union) finanziert.- 3. Wirkungen: Sektorale A. fördert überwiegend den intra- und intersektoralen Strukturwandel und vermindert somit das Problem der sektoralen ⇡ Einkommensdisparität. Regionale A. fördert v.a. den interregionalen Austausch von Gütern und Faktoren und verbessert die Ressourcenausstattung und Wirtschaftsstrukturen ländlicher Ökonomien und vermindert regionale Einkommensdisparitäten.- 4. Entwicklung: A. wurde in der EU zunächst als sektorale A. eingeführt und war ursprünglich am Effizienzziel ausgerichtet. Mitte der 70er Jahre wurde die Europäische A. dann auch als regionale A. formuliert (Förderung benachteiligter Gebiete), aber auch aus umweltpolitischen Gründen und zur Vermeidung der negativen Konsequenzen der protektionistischen Agrarpreispolitik betrieben. Oftmals wurden hierdurch die Produktionsmöglichkeiten begrenzt, und die traditionelle Perspektive der A., den Agrarbereich in seiner Entwicklung zu fördern, verkehrt sich in ihr Gegenteil. Mit der Agenda 2000 wird Europäische A. zunehmend in Form einer ländlichen Entwicklungspolitik betrieben und stärker am Verteilungsziel ausgerichtet.
Lexikon der Economics. 2013.